Amphibien- und Libellenschutz im Mooswald Nord

Gebiet:

Der Nördliche Mooswald liegt in der Breisgauer Bucht nordwestlich der Stadt Freiburg auf dem Schwemmfächer der Dreisam. Die Breisgauer Bucht weist eine unterschiedliche geologische Schichtung auf. In tieferen Schichten ist stark verwittertes und nahezu wasserundurchlässiges Substrat zu finden. Auf diesem Material haben sich Dreisamschotter, in denen sich das Grundwasser ansammelt, abgelagert. Es besteht ein Unterschied zwischen dem Gefälle des Grundwasserspiegels und dem der Oberfläche. Im Bereich der Mooswälder kam es zum Aufeinandertreffen dieser Grenzen. Dadurch trat das Grundwasser stellenweise an die Erdoberfläche oder befand sich nur wenige Meter unter Flur. Es entwickelte sich ein sumpfiger Auwald mit zahlreichen kleinen Gewässern.


Tümpel im nördlichen Mooswald

Durch die starke Entnahme des Grundwassers für Gewerbe und Bebauung liegt der Grundwasserspiegel heute in weiten Teilen des Mooswaldes, für die Vegetation nicht mehr erreichbar, mehrere Meter weit unter Flur.
 
Amphibien:
Viele Amphibienarten stehen heute auf der Roten Liste. Im Mooswald kommen u.a. Grasfrosch (Rana temporaria), Laubfrosch ( Hyla arborea), Erdkröte (Bufo bufo), Gelbbauchunke (Bombina variegata), Teichmolch (Lissotriton vulgaris), Fadenmolch (Lissotriton helveticus) und Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) vor. Um die früher im Mooswald häufigen, natürlichen Tümpel zu ersetzen, hat die AGN Anfang der 90er-Jahre mit der Anlage künstlicher Gewässer begonnen. Die wichtigsten Laichgewässer befinden sich am Dierloch, am Bachholzwinkel und an der Bunten Liga.


Grasfrosch (
© P.Meyer)

Das Projekt war Teil eines Biotopvernetzungskonzeptes und sollte vorrangig der Erhaltung der Laubfroschpopulationen im Mooswald dienen, die mittlerweile aber annähernd erloschen sind. Neben ständig wassergefüllten Teichen, die für die standorttreuen Arten wie Grasfrosch und Erdkröte geeignet sind, werden von der AGN immer wieder neue, temporär austrocknende Tümpel für stark gefährdete, früher in dem Gebiet regelmäßig vorkommende Arten wie Laubfrosch und Gelbbauchunke angelegt.


Erdkröte  (
© P.Meyer)

Libellen:

Neben den Amphibien profitieren auch Libellenarten von den Lebensräumen im und am Mooswald. Am Dierlochgraben und am Ettenbach sind unter anderem die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale), der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) und die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) heimisch. Alle drei Arten sind europaweit geschützt. Die Helm-Azurjungfer verdient besondere Aufmerksamkeit: 90% aller in Baden-Württemberg bekannten Vorkommen gelten als "stark gefährdet" oder "noch gefährdet". Wir versuchen, in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Libellen (SGL) die Lebensbedingungen entlang der Bäche für diese Art zu verbessern. Durch teilweise Mahd werden offene Wasserbereiche geschaffen, bewachsene Abschnitte dienen als Schutz-, Paarungs- und Nahrungshabitat. An den stehenden Gewässern konnten bisher immerhin 17 Libellenarten nachgewiesen werden, wobei sicherlich noch die eine oder andere Art unentdeckt blieb.

Pflegemaßnahmen:

Je nach Jahreszeit fallen verschiedene Pflegemaßnahmen auf den Flächen an. Im Frühjahr steht vor allem die Kontrolle und Beobachtung der einzelnen Tümpel im Vordergrund. Je nach Niederschlag können einige als Laichgewässer genutzte Tümpel und Gräben schon frühzeitig austrocknen. Dies ist problematisch, wenn der Laich noch nicht fertig entwickelt ist und damit zerstört wird. Im Zweifelsfall kann der Laich in nahegelegene Tümpel umgesiedelt werden.

Im Sommer sind die Flächen geprägt von der Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis) und anderen invasiven Neophyten. Diese breiten sich schnell aus und verdrängen heimische Arten. Ziel ist es, die Neophyten durch regelmäßige, mehrmalige Mahd oder gezieltes Ausrupfen einzudämmen und für eine differenziertere Vegetation zu sorgen, was allerdings gerade bei der Goldrute schwierig ist. Um die Gewässer vor zu starker Beschattung und Laubeintrag zu bewahren, werden die Gehölze in der Umgebung der Gewässer von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten bzw. ausgelichtet.

Zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Helm-Azurjungfer und anderer Libellen werden die Ufer des Dierlochgrabens und des Ettenbachs abschnittsweise im Reißverschluss gemäht, der Grünschnitt von Hand zusammengetragen und abtransportiert. Als mittelfristiges Ziel ist die Schaffung von mindestens 3 m breiten Uferstreifen geplant, um den Eintrag von Nährstoffen, Dünger und Spritzmitteln in die Libellenhabitate zu verringern.

Abgesehen von der Pflege versucht die AGN auch, die an den Tümpeln vorkommenden Arten zu erfassen. Gerade den Libellen kommt derzeit besondere Aufmerksamkeit zu; neben Sichtbeobachtungen sammeln wir (selbstverständlich mit behördlicher Genehmigung) die Exuvien geschlüpfter Libellen, um einen Einblick in die Arten- und Individuenzahl zu gewinnen. Wir erhoffen uns dadurch Erkenntnisse zum wirkungsvolleren Schutz – und natürlich ein wenig freilandentomologische Erfahrung.

Mitmachen:

Jedes Jahr finden im Mooswald mehrere Arbeitseinsätze statt, bei denen jeder Helfer willkommen ist. Die Termine werden rechtzeitig über den AGN-Verteiler mitgeteilt.

Ansprechpartner siehe: Kontakte
 




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