Weinbergsbrache am Ölberg

Gebietsbeschreibung

Lage

Der Ölberg liegt 14 km süd-östlich von Freiburg zwischen den Ortschaften Ehrenkirchen und Bollschweil. Bei der von der AGN gepflegten Fläche handelt es sich um eine Weinbergsbrache im Naturschutzgebiet „Ölberg“ auf der seit Jahrzehnten kein Wein mehr angebaut wurde. Eigentümer der Fläche ist der BUND. Die AGN ist jedoch seit 1992 in Form einer Patenschaft für die Umsetzung des Pflegeplans verantwortlich.

Geologie

Im Tertiär vor ungefähr 50 Millionen Jahren begann sich der oberrheinische Graben in einer Bruchzone die vom südlichen Rhônetal bis nach Norwegen verläuft einzutiefen. In Südwestdeutschland und dem angrenzenden Frankreich erhoben sich die umliegenden Plattenränder zu Schwarzwald und Vogesen. Das Deckgebirge des Schwarzwaldes und der Vogesen wurde durch Erosion abgetragen und füllte die Tiefebene mit Schotter und Sand auf. Heute besteht der Südschwarzwald vorwiegend aus Gneisen und Graniten, im nördlichen Teil steht Buntsandstein an. Am Rande des Grabens blieben einige Schollen des Deckgebirges "hängen", wie z.B. die Schönbergscholle, an die sich süd-östlich der Ölberg anschließt. Schönberg und Ölberg bestehen überwiegend aus Kalksteinen des Jura.

Klima

Die oberrheinische Tiefebene gehört zur Klimazone der gemäßigten Breiten Mitteleuropas. Laut Wetterstation Ehrenkirchen beträgt der Jahresniederschlag am Ölberg ungefähr 900 mm. Der größte Teil der Niederschläge fällt in den Sommermonaten Juni und August. Am regenärmsten sind die Wintermonate Dezember bis Februar. Warme Winde, die vom Mittelmeer kommend in die Tiefebene einströmen, sorgen am Ölberg für eine Jahresdurchschnittstemperatur von 9 °C. Die Gegend gehört zu den sonnenreichsten Gebieten Deutschlands. Durch die Hanglage und die Südost-Exposition kommt es zusätzlich zu verstärkter Sonneneinstrahlung.

Boden

Im Pflegegebiet sind Tertiärkonglomerate aus dem Oligozän bodenbildend. Die Konglomerate wurden während des Pleistozäns von einer dünnen Lössschicht überdeckt. Auf der Pflegefläche hat sich eine tiefgründige Braunerde entwickelt.

Ziele und Maßnahmen

Mahd

Pflanzensoziologisch gesehen handelt es sich bei den Pflanzenarten auf der Weinbergsbrache vor allem um wärmeliebende Saumarten. Durch die klimatischen, geologischen und topografischen Bedingungen könnten sich bei entsprechender Pflege langfristig gesehen jedoch auch Halbtrockenrasenarten auf der Fläche ansiedeln. Die Entwicklung zum Halbtrockenrasen wird jedoch nur über einen sehr langen Zeitraum hinweg möglich sein. Mittelfristiges Ziel unserer Pflege ist der Erhalt der wärmeliebenden Saumarten. Nährstoffreichere Bereiche werden zweimal jährlich gemäht, etwas magerere Bereiche nur einmal im Jahr. Die Mahdtermine müssen der Entwicklung der Vegetation angepasst werden, um die Aussaat der uns wichtigen Arten zu ermöglichen. Das Mähgut wird entfernt, um die Fläche langsam auszumagern.

Damit die wenig konkurrenzkräftigen Arten der wärmeliebenden Säume und Halbtrockenrasen nicht von konkurrenzkräftigeren Arten überwachsen werden, ist das Entfernen dieser Pflanzen vor dem Aussamen notwendig. Ein Beispiel hierfür ist die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.), die mit ihrem kräftigen Rhizom anderen Arten gegenüber Vorteile besitzt. Durch das Entfernen der Pflanzen vor dem Blütezeitpunkt wird das Aussamen verhindert und die Pflanze insgesamt geschwächt, da sie nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Assimilate im Rhizom zu speichern. Der Erfolg zeigt sich darin, dass viele Individuen nicht mehr rechtzeitig zum Blühen kommen und insgesamt niedrigwüchsiger sind, als auf vergleichbaren Flächen. Zunehmende Verbuschung durch den Wolligen Schneeball (Viburnum lantana L.) oder Liguster (Ligustrum vulgare L.) wird ebenfalls durch die Mahd verhindert. Bei sehr widerspenstigen, immer wieder kommenden Sträuchern muss auch mal die Wurzel mit ausgegraben werden.

Einige Beispiele der artenreichen Flora auf der Pflegefläche sind das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea Huds.), eine wärmeliebende Halbschattpflanze, das Immenblatt (Melittis melissophyllum L.), eine Art sonniger Gebüsche und Waldränder auf kalkhaltigem Boden oder der Hirsch-Haarstrang (Peucedanum cervaria (L.) Lap.), ebenfalls eine Halbschatt- bis Lichtpflanze sonniger Säume und lichter Wälder auf basenreichen Böden. Im angrenzenden Orchideen-Buchenwald (Carici-Fagetum) kommen beispielsweise das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra (L.) Rich.), die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria Med.), das Maiglöckchen (Convallaria majalis L.) sowie einige interessante Seggen-Arten (Gattung Carex) vor.

Gehölzpflege

Um das vordringen des angrenzenden Waldes zu verhindern und eine ausreichende Besonnung der Fläche zu gewährleisten, werden die Gebüsche abschnittsweise auf den Stock gesetzt und das vom Rand her eindringende Gebüsch zurück geschnitten. Zum Wald hin soll ein stufig aufgebauter Waldmantel entstehen. Lange Gehölzreihen wurden im vergangenen Jahr durchbrochen, um Korridore zu benachbarten Flächen zu schaffen. Dies ermöglicht den Pflanzen und Insekten einen genetischen Austausch. Ein wichtiger Faktor zur Erhaltung und Erhöhung der genetischen Vielfalt in den einzelnen Populationen.

Trockenmauern

Auf dem Gelände befindliche, langsam zerfallende Trockenmauern werden von uns mit autochthonem Gestein aus dem nahe liegendem Steinbruch wieder aufgebaut. Sie dienen Wildbienen als Nistplatz, bieten Zauneidechsen, Insekten und anderen Kleinlebewesen Lebensraum. Der Efeubewuchs wird von den Mauern entfernt, damit die Sonne die Mauern ausreichend aufwärmen kann. Zudem zerstören die Wurzeln in den Mauerritzen langsam das Mauergefüge. Doch nicht nur die Fauna erfreut sich an den Jahrhunderte alten Trockenmauern, sondern auch die Wanderer und Spaziergänger am Ölberg. Trockenmauern im terrassierten Steilhang des „NSG Ölberg“ sind Zeugen und wichtiger Bestandteil ehemaliger Kulturlandschaft.

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