Das NSG Plattenmoos -
Moorrenaturierung im letzten noch lebenden, d.h. im Wachstum begriffenen Hochmoor der Baar

Lage

Das NSG Plattenmoos liegt südlich von Villingen-Schwenningen zwischen den Ortschaften Pfaffenweiler und Tannheim. Das Gebiet liegt an der Grenze der Naturräume Östlicher Schwarzwald und Baar, die mit den Übergang zwischen Bundsandstein und Muschelkalk gleichzusetzen ist.
 

Lebensräume und ihre Bewohner

Der zentrale Teil des Gebiets wird von einem nur bedingt ombrotophen, d.h. nur Regenwasser beeinflussten Hochmoor eingenommen. Die Torfschicht ist maximal vier Meter mächtig. Im Randbereich finden sich Übergangsmoore mit Mineralbodenzeigern und artenreiche Niedermoorwiesen. Geologisch und pedologisch bedingt haben sich im westlichen Teil des Gebietes auf eher saurem Untergrund u.a. Braunseggensümpfe ausgebildet. Im Östlichen Teil der auf Basen reichem Muschelkalk stockt bilden andere Basidophyten reiche Pflanzengesellschaften aus, wie zum Beispiel das sehr seltene Mehlprimel- Kopfbinsen-Ried (Primulo-Schoenetum ferrugineum) oder das Davalls Seggen-Ried (Caricetum davallianae). Auf den teilweise noch bewirtschafteten ein – zweischürigen Mähwiesen blühen im Frühjahr Tausende von Trollblumen (Trollius europaeus), deren blaßgelbe Frabe vom helllila des Kleinen Baldrians (Valeriana minor) unterlegt wird. Auf den Sumpfwiesen wächst auch der Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) und das seltene Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), das zur Familie der Orchideen gehört.
Der überwiegende Teil des Gebietes wird von Fichtenwäldern eingenommen. Als Besonderheit findet sich jedoch im Moor die Spirke oder Moorkiefer (Pinus rotundata), die hier ihr einziges Vorkommen auf der Baar besitzt.
Der zentrale Teil des Moores wird durch die Hochmoor typischen Ericaceen wie Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), Moosbeere (Oxycoccus oxycoccus) und Rosmarinheide (Andromeda prolifera) gekennzeichnet, die mit dem extremen, da u.a. auch xerothermen Standort auf den wechselfeuchten Torfböden zurecht kommen. Im Juni leuchten die die schneeweißen Fruchtstände des Wollgrases (Eriopherum vaginatum), das auf den Moorböden große Bestände von mehreren Tausend Exemplaren ausbildet.
Das Moor wird auch von spezialisierten Tieren, wie dem Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno), der Kreuzotter (Vipera berus) oder dem Baumpieper (Anthus trivialis) besiedelt. Die blütenreichen Streuwiesen dienen den Faltern als Futter- und Entwicklungshabitat. Hier können verschiedene Perlmutterfalter der Gattung Boloria und Argynnis oder der seltene Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamaeris lucina) beobachtet werden.
Die zahlreichen Gewässer in den überschwemmten Streuwiesen, den Moor-Schlenken oder den Gräben werden u.a. von Grasfrosch und Erdkröte als Laichhabitat genutzt. Dort entwickeln sich auch moortypische Libellen wie die Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea).
 


Mehlprimel
(Primula farinosa)


Spatelblättrigem Greiskraut
(Tephroseris helenitis)

Geschichte des Plattenmooses

Im Gebiet des Plattenmooses wurde bis 1936 industriell Torf abgebaut. Durch den Krieg bedingte Notzeiten führten zu einer Wiederaufnahme des Torfabbaus bis in die 1950er Jahre. Durch diese Abbautätigkeiten entstanden einerseits wertvolle, meist mit Wasser gefüllte Torfstiche auf der anderen Seite wurde jedoch der Wasserhaushalt der kleinen Torfkörpers erheblich beeinträchtigt. Zudem wurde durch die Anlage von Entwässerungsgräben und die Aufforstung der entwässerten Moorböden mit Fichten das Moor größtenteils zerstört. Die Entwässerung führte zur Mineralisierung des Torfes und zur Ansiedlung von Generalisten, die die moortypische Flora und Fauna vielfach verdrängten und das Plattenmoos als Lebensraum entwerteten.

   
Pflege und Entwicklung

Unser Anliegen ist es, unter anderem durch Entnahme von standortsfremden Fichten und die Wiedervernässung des Torfkörpers durch das Aufstauen der Entwässerungsgräben das Moor zu renaturieren. Aus stabilen Bohlen heimischer Tannen und Kiefern werden Dämme in die Gräben gebaut und dadurch der schnelle Abfluss des Wassers verhindert bzw. das Wasser aufgestaut. Diese Wiedervernässung kommt den Moor typischen Arten wie Rosmarinheide oder die Spirke/Moorkiefer zu gute, deren Bestand in den letzen Jahren durch die Maßnahmen wieder zugenommen hat. Um die jungen Spirken, die zusammen mit Moorbirken (Betula pendula ssp. carpatica) im Hochmoorkern natürlicherweise dominieren würden, zusätzlich zu fördern, entfernen wir in diesen Bereichen den Aufwuchs der Waldkiefer (Pinus sylvestris). In einem intakten Moor würde man die Waldkiefer nur in den Randbereichen finden, im Plattenmoos droht sie die Spirke aber auch im Hochmoorkern zu verdrängen.Im Randbereich des Moores finden sich artenreiche Niedermoorwiesen, die von AGN-Aktiven gemäht und abgezogen werden. Die Etablierung einer regelmäßigen Pflegemahd dient der Erhaltung und Entwicklung der Niedermoorwiesen und insbesondere der Bestände von Mehlprimel (Primula farinosa), Färberscharte (Serratula tinctoria) und Spatelblättrigem Greiskraut (Tephroseris helenitis).
 

 

AGN-ler beim Abziehen einer Streuwiese
 

Mehlprimel-Kopfbinsen-Davalls Seggen Ried
 
Klimaschutz

Moorrenaturierung ist aktiver Klimaschutz. Durch das Torfwachstum wird CO2 gebunden und in den Mooren unter anaeroben Bedingungen gespeichert. Durch die Wiedervernässung wird das Wachstum von Torfmoosen, die Haupttorfbildner sind, gefördert und die weitere Remineralisierung des Torfes, bei der gebundenes CO2 freigesetzt (emittiert) wird, unterbunden. Die Moore gehören zu den größten CO2 -Senken der Welt. Das revitalisierte Plattenmoos hat ebenfalls wieder eine Senkenfunktion übernommen.
 

Alle Naturliebhaber und Interessierte die mal wieder bei sinnvoller Arbeit frische Luft schnappen wollen sind herzlich eingeladen!

Pflegeeinsatz-Termine werden über den Mail-Verteiler der AGN bekannt gegeben.

Projektleiter

Kerstin Geigenbauer
Lichtenbergstraße 19
79114 Freiburg
kerstin.geigenbauer(a)blnn.de

Nach getaner Arbeit ...


... fröhliches Beisammensein mit Vesper.




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